Typen-Analyse: Elektro

Geschrieben von PK Gaming. Illustration von Bummer. Übersetzt von Cretacerus.
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Illustration von Bummer

Überblick

Sie sind schnell, protzig und extrem stylish: in der Welt der Pokémon sind Elektro-Typen so cool wie nur irgend möglich. Im Competitive Play zeichnen sich Elektro-Pokémon in der Regel durch eine exzellente Initiative und einem hohen Spezialangriff aus, aber auch durch dürftige Verteidigungswerte. Sie sind stark gegen zwei Typen, Wasser und Flug, und schwach gegen einen, den allgegenwärtigen Boden. Auf der offensiven Seite mag es etwas entmutigend erscheinen, nur zwei Typen sehr effektiv zu treffen, aber die Beliebtheit von sowohl Wasser als auch Flug bedeutet, dass Elektro-Pokémon nie ohne Nutzen sind. Andererseits mag die Schwäche gegenüber nur einem Typ wie eine gute Sache klingen, aber angesichts der großen Anzahl an Pokémon, die Boden-Attacken tragen, finden Elektro-Typen ihr Kryptonit überall wieder. Kurzgesagt waren Elektro-Typen immer Spezialisten der Extreme. Einige der allerbesten Pokémon des Spiels waren Elektro-Typen, aber auch einige der allerschlechtesten. Bei diesen Pokémon heißt es alles oder nichts – heller Schein oder Kurzschluss.

Elektro-Pokémon über die Generationen hinweg

In RBY waren Elektro-Pokémon stark, aber situationsbedingt. Sie waren schnell und schlagkräftig, aber konnten nur sehr wenig gegen Boden-Typen ausrichten. Zumindest war dies der Fall, bis eine rezente Entdeckung einiges veränderte. Mit der veränderten Bodyslam-Mechanik verloren die Boden-Typen, welche die Elektro-Typen zurückhielten, bedeutend an Popularität, was den Elektro-Pokémon endlich die Gelegenheit gab, zu glänzen.

In GSC erreichten die Elektro-Pokémon den Gipfel ihrer Popularität. Zapdos und Raikou waren vielen als die dominantesten Pokémon des Metagames bekannt, direkt nach Relaxo. Stark, vielseitig und bedrohlich, stellten sie Threats dar, auf die sich jedes Team vorbereiten musste, um gute Chancen auf einen Sieg zu haben. Zusätzlich zu den legendären Elektro-Pokémon fand Blitza eine Nische als Stafette-Nutzer, und Pikachu war effektiv darin, den Gegner zum Lachen zu bringen, bis sein Zeitlimit abgelaufen war.

ADV brachte eine Wende hin zum Schlechteren, da Digdri nun eine Fähigkeit erhielt, welche die meisten Elektro-Typen ruinieren würde: Ausweglos. Boden-Typen waren schon immer die natürlichen Feinde der Elektro-Typen, doch Letztere fanden zumindest Trost im Gedanken, jederzeit auswechseln zu können, sobald die Situation zu brenzlig wurde. Nun jedoch konnte Digdri in ihre STAB-Attacken einwechseln und sie mit Leichtigkeit einfangen und besiegen. Nur Zapdos, ohnehin eines der dominantesten Pokémon im Spiel, und Blitza mit Stafette konnten diesem grausamen Schicksal entgehen. Nichtsdestotrotz schafften es einige Elektro-Typen wie Raikou, angesichts der Bedrohung durch Digdri weiterhin als respektable Threats zu bestehen, und Magnetons neue Fähigkeit Magnetfalle gab ihm die nützliche Fähigkeit, Stahl-Typen einzufangen und gezielt aus dem Spiel zu nehmen.

Ein Lichtblick ergab sich für die Elektro-Typen in DPP. Das finstere Digdri begann an Popularität zu verlieren, und mit Rotom-A (eins der stärksten und einflussreichsten Pokémon, das OU je gesehen hatte) wurde ein neuer erstklassiger Repräsentant der Elektro-Typen eingeführt. Desweiteren blieben Zapdos und Blitza so stark wie eh und je, und erhielten ihren Einfluss im kompetitiven Zeitgeist aufrecht. Natürlich stellte sich Elevoltek als eine kleine Enttäuschung heraus und letztendlich auch als Witz seiner Generation, doch als erstes ernstzunehmendes physisches Elektro-Pokémon war nicht völlig von der Hand zu weisen.

Während Zapdos und Blitza in der BW-Ära einen Einbruch in ihrer Effektivität erlitten, erhielt Rotom-W eine brandneue Typenkombination, die es von einem Tag auf den anderen zu einem der dominantesten Pokémon des Spiels machte. Es war jedoch die Einführung von Voltolos, die die Elektro-Typen auf das nächste Level anhob. Mit Statuswerten an exakt den richtigen Stellen (insbesondere einer grotesken Basis-Initiative von 111), einem stellaren Movepool und der unglaublichen Fähigkeit Strolch kam es einem perfekten speziellen Angreifer näher wie nie etwas zuvor im Standard Play. Letztendlich wurde es aus dem OU gebannt, womit es sein Ende fand, bis BW2 um die Ecke kam und die Inkarnationen mit alternativen Formen ausstattete. Voltolos erhielt eine zweite Chance im OU mit seiner neuen Tiergeist-Form, welche im Austausch für etwas Initiative sogar noch stärker war als die Standard-Form. Voltolos-T war ein furchterregender Threat, der immer in Betracht gezogen werden sollte, da es mit einer zeitlich gut gewählten Agilität ganze Spiele zu seinen Gunsten umschwenken konnte oder mit seinem Ränkeschmied-Set Wallbreaken wie ein Kinderspiel aussehen ließ. Es ist zudem erwähnenswert, dass BW die meisten Elektro-Pokémon aller Generationen einführte, mit Zekrom (einem soliden Ubers-Pokémon), Zapplarang (einem situationsbedingten, aber interessanten Elektro-Pokémon ohne Schwächen), Zebritz (einem Zebra) und Flunschlik (einer Abscheulichkeit). BW führte zudem Voltwechsel ein, eine spezielle Variante von Kehrtwende. Diese lästige Attacke formte letzten Endes sogar eine komplett neue Kampfstrategie (VoltTurn), und Elektro-Pokémon hatten für sich eine Carte blanche.


Elektro-Pokémon in ORAS

Obgleich nicht so dominant wie in der GSC-Ära, gelten Elektro-Pokémon noch immer als einer der stärksten Typen des Standard-Metagames. Der tempogeladene Zustand des Metagames bekommt ihnen gut, da sie es lieben, gegnerische Pokémon mit ihrer hohen Initiative und ihren schlagkräftigen STAB-Attacken zu überrumpeln. Eine Resistenz gegen wichtige Attacken wie Sturzflug, Patronenhieb und diverse Elektro-Attacken gibt ihnen Nutzen über die Offensive hinaus, und viele der dominantesten Pokémon besitzen eine Schwäche gegenüber Elektro. Allerdings sind Elektro-Typen nicht ohne Makel: die Vielzahl an Pokémon mit einer Resistenz gegen Elektro stellt ein Problem für sie dar, insbesondere Hippoterus, das mit seiner Immunität gegen Elektro und seinem großartigen Bulk in Kombination mit zuverlässiger KP-Heilung einen erstklassigen Konter zu fast allen Elektro-Pokémon darstellt. Glücklicherweise besitzen viele Elektro-Typen die Fähigkeit, mithilfe von Coverage-Attacken an ihren vermeintlichen Checks und Kontern vorbeizukommen. Einige von ihnen, wie z.B. Rotom-W und Mega-Voltenso, können ihre größten Checks mit primären Coverage-Optionen überwältigen, während Kraftreserve Eis eine nahezu perfekte Coverage für alle Elektro-Typen darstellt (obwohl die Effektivität dieser Attacke mit ihrer gesunkenen Basisstärke deutlich abgenommen hat). Mit Ausnahme einiger weniger Beispiele sind Elektro-Typen nicht die robustesten Pokémon und haben daher in der Regel Schwierigkeiten einzuwechseln. Insgesamt machen ihre spezialisierten Statuswerte und Typen sie jedoch zu einer wertvollen Ergänzung für jedes Team.

Ein näherer Blick

Am oberen Ende des OU-Spektrums haben wir Voltolos: den goldenen Maßstab für offensive Threats mit einer nahezu makellosen Verteilung der Statuswerte und einem exzellentem Movepool. Als wäre dies nicht genug, kann es mit seiner Fähigkeit Strolch auch als erstklassiger Disrupter fungieren. Ironischerweise erhöht seine bloße Existenz die Attraktivität für andere Elektro-Pokémon im Metagame trotz der signifikanten Konkurrenz, die es seiner Verwandtschaft bietet, da deren Immunität gegen Donnerwelle und Resistenz gegen seine primären STAB-Attacken sie zu guten Checks machen. In Bezug auf Mega-Entwicklungen haben wir Mega-Voltenso, welches mit seiner Initiative, Coverage und unglaublich hilfreichen Fähigkeit, Bedroher, eines der ausgewogensten Pokémon des Metagames ist. Es mag etwas schwächer sein im Vergleich zu durchschnittlichen Mega-Entwicklungen, aber sein Wert liegt in erster Linie darin, mehrere Rollen in einem einzigen Kampf einzunehmen. Es stellt dank seiner Fähigkeit einen Check zu einigen der gefährlichsten Pokémon des Spiels dar, kann das Momentum auf die Seite des Spielers holen, fungiert Lategame bei ausreichend geschwächten Teams als Sweeper und kann notfalls sogar als Check für physische Angreifer gespielt werden. Ein weiteres nennenswertes Elektro-Pokémon ist Rotom-W, ein wahrer Superstar der Pokémon, das seit DPP das Metagame dominiert. Mit seiner ausgezeichneten Typenkombination, Moveset und Fähigkeit kann es so ziemlich in jedes Team geworfen werden, ohne dessen Funktionalität auch nur im Geringsten zu mindern. Auch wenn es heute keineswegs so essentiell wie einst in BW ist, macht es seine Fähigkeit, mit einer Unzahl von gefährlichen Threats fertig zu werden und gleichzeitig das Momentum zu wahren, zu einem der wertvollsten Pokémon des Spiels.

Magnezone geht die Dinge etwas anders an als die meisten anderen Elektro-Typen. Es ist langsamer, bulliger und, offen gesagt, potthässlich, doch seine Fähigkeit Magnetfalle macht es zu DEM Stahl-Pokémon-Killer schlechthin. In Betracht dessen, dass Stahl-Pokémon wie Panzaeron oft das defensive Grundgerüst eines Teams darstellen, macht Magnezones Fähigkeit, diese einzufangen und zu besiegen, es zu einem der gefährlichsten Pokémon des Spiels. Magneton sieht mit seinem höheren Initiativewert ebenfalls Verwendung als Alternative zu Magnezone. Es kann mit einem Wahlschal schnellere Pokémon überholen und dabei auch weiterhin Stahl-Pokémon fangen, was es ein wenig effektiver gegen offensive Teams macht. Und während es im Vergleich zu Mega-Voltenso und Voltolos wenig eindrucksvoll erscheinen mag, tut sich Raikou gegenüber ähnlichen offensiven Elektro-Typen mit seinem Zugang zu Gedankengut und der Tatsache, dass es einen Mega-Slot freimacht, hervor. Es macht guten Gebrauch von seiner Initiative, welche es vor häufigen Metagame-Threats angreifen lässt, wird letztendlich aber von seinem mageren Movepool zurückgehalten. Zapdos nimmt eine ähnliche Rolle ein wie Rotom-W, indem es mit seinen Statuswerten, seinem Movepool und seiner Typenkombination eine solide Antwort gegen einige der größten Bedrohungen des Metagames darstellt (zusätzlich zu seiner wertvollen Rolle als Defogger), ansonsten in seinem Handlungsspielraum aber limitierter ist.

Am unteren Ende des OU-Spektrums sitzt Voltolos-T. Es besitzt eine gewaltige Schlagkraft, aber seine Initiative lässt es im Stich und es kann teilweise ziemlich schwerfällig sein. Die Konkurrenz um einen Teamslot mit dem Goldjungen von OU, Voltolos, ist ebenfalls nicht hilfreich, obwohl es sich in einigen wenigen Situationen durchaus behaupten kann (seine Nische als Double-Dancer (Agilität + Ränkeschmied), zum Beispiel, ist unangefochten). Mega-Ampharos ist eine interessante Wahl, vorausgesetzt das Team hat keinen Druck auf den Mega-Slot. Seine einzigartige Typenkombination, guter Bulk und die Fähigkeit Überbrückung machen es zu einem langsamen, aber schlagkräftigen Wallbreaker mit angemessenen defensiven Anwendungsmöglichkeiten.

Elektro-Pokémon gegen die Welt

Für den Fall, dass es dir bis jetzt entgangen sein sollte, sind Elektro-Typen sehr effektiv gegen zwei Typen, während vier Typen eine Resistenz gegen ihre STAB-Attacken aufweisen. Obwohl vier wie eine durchschnittliche Anzahl von Resistenzen erscheinen mag, besitzt in der Praxis ein signifikanter Teil des Metagames eine Resistenz gegen Elektro. Genauer gesagt gibt es eine Vielzahl an Pokémon, die entweder immun gegen Elektro sind (z.B. Stalobor, Knakrack und Hippoterus), resistent gegen Elektro sind (z.B. Mega-Altaria, Latios und Tentantel), oder als spezielle Tanks Elektro-Attacken leicht wegstecken können (z.B. Chaneira und Despotar). Dies bedeutet, dass es relativ leicht für ein Team ist, mit Elektro-Attacken umzugehen. Glücklicherweise haben Elektro-Pokémon Wege, diese Hindernisse mithilfe von Coverage-Attacken zu überwinden. Boden-Typen wie Knakrack und Demeteros-T können Elektro-Attacken zwar Tag und Nacht die Stirn bieten, sind aber nicht unbedingt erpicht darauf, eine Kraftreserve Eis ins Gesicht zu bekommen. Gleichermaßen können sich Despotar und Tentantel in den Weg von Elektro-Attacken stellen, aber auch sie fallen im Angesicht eines wohlplatzierten Fokusstoßes oder Hitzekollers. Unglücklicherweise haben die Coverage-Attacken der Elektro-Pokémon aber auch ihre Grenzen. Eine dieser berüchtigten Grenzen ist die geringe Basisstärke von Kraftreserve Eis, welche deren Effektivität gegen gegnerische Pokémon stark einschränkt. So sind Latias und Hippoterus theoretisch schwach gegen Eis, können aber mit Leichtigkeit mehrere Kraftreserve Eis von selbst dem stärksten Elektro-Pokémon wegstecken. Ebenso haben Fokusstoß (geringe Genauigkeit) und Hitzekoller (beschränkte Zugänglichkeit und Senkung des Spezialangriffs) deutliche Nachteile, die sie davon abhalten, zuverlässige Coverage-Optionen zu sein.

Wäre dies alles, was Elektro-Typen auf der offensiven Seite zu bieten hätten, so wären sie wirklich nichts besonderes, doch in der Praxis setzen sie sich mit einigen zentralen Aspekten ab.

Erstens ist Elektro sehr effektiv gegen eine Vielzahl an wichtigen Pokémon im OU: Manaphy, Azumarill, Garados, Fiaro, Boreos-T, Panzaeron, Lahmus und Starmie sind nur ein paar Beispiele für allgegenwärtige Pokémon im OU mit einer Schwäche gegen Elektro-Attacken. Des Weiteren sind einige der robustesten Pokémon des Spiels anfällig gegenüber Elektro-Typen in der einen oder anderen Weise, entweder mit einer direkten Schwäche wie Lahmus und Panzaeron, oder gegenüber einer Coverage-Attacke, wie Demeteros-T und Tentantel. Elektro-Typen erweisen sich auch als sehr effektiv gegen häufige defensive Cores; sobald der Elektro-Check aus dem Spiel genommen ist, können Elektro-Pokémon mit Leichtigkeit durch das gegnerische Team schneiden wie ein Blitz durch das Wasser.


Relevante Attacken


Schlussworte

Alles in allem war Elektro schon immer ein Typ mit klaren Vor- und Nachzügen. Obwohl sie das Potenzial besitzen, in jedem Matchup schweren Schaden auszuteilen, existiert auch die Möglichkeit, dass sie komplett gestoppt werden bevor sie auch nur den Ansatz eines Funkens generieren können. Sie neigen dazu, defensiv fragil und teils anspruchsvoll zu verwenden zu sein, doch ihre Geschwindigkeit und Kraft fordert bereits seit Generationen Respekt, und wird dies höchstwahrscheinlich auch in kommenden Generationen tun.

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